E-Learning im Fach Wirtschaft

E-Twinning, Ebooks, Email …. Das "E" begegnet uns in einer Welt des Web 2.0 immer öfter. Mir begegnete E-Learning in seiner interaktiven Form das erste Mal in der Schulpraxis zu Beginn des Schuljahres 2009/2010 in Fach Wirtschaft, das damals noch KtB hieß. In diesem Schuljahr war ich in einer M7 an der Wittelsbacherschule. Die Schüler hatten im Tastschreiben die Buchstaben der Grundstellung sowie das E und das I erarbeitet und das EVA-Prinzip gelernt. Wir Praktikanten wussten, dass die Lehrkraft in der darauf folgenden Stunde eine Probe schreiben würde und wiederholen wollte. Doch anstatt gemeinsam mit den Schülern die Lernhinhalte nochmals durchzu­gehen, wies er sie an, eine Übung mit Hot Potatoes zu ma­chen. Ergebnis: Die Schüler hatten riesig viel Spaß und die wesentlichen theoretischen Inhalte wurden wiederholt. Das Erlebnis löste das erste Mal Faszination für E‑Learning in mir aus. Meine Reaktion war: Das will ich auch! Ich will meine Schüler so faszinie­ren können!

Die nächsten Kontakte mit E-Learning waren leider weniger positiv, eher negativ bis – naja, vielleicht mäßig überzeugend. Sprach man im Studienjahr 2009/2010 im Semi­nar 11 das Wort "Laptopwagen" aus, konnte man sicher sein, dass die Zuhörer entweder in hysteri­sches Gelächter und Witze machen verfielen oder aber ein empörtes: "Oh näeeehhh" zu hören war. Zwei Extremreaktionen, die u. a. folgende Ursa­chen hatten:

(c) Renate Alf
(c) Renate Alf
  • Methode: Internetrecherche, die vielleicht ein­mal zu oft als Methode angewendet worden war
  • Lernumgebung – Technik: Internetrecherche mit (zu oft) nicht funktionierendem Netzwerk. Außerdem stürzten die Laptops oft ab.
  • Inhaltliche Klarheit: Die Aufgabenstellung war nicht immer ganz klar, Arbeitsanwei­sungen wurden nachgeliefert als ein Teil der Studierenden schon mitten in der Ar­beit war, eine Ergebnissicherung hätte auch Erwachsenen mitunter ein besseres Gefühl verschafft.

Doch waren manche der gerade genannten Punkte für mich Erkenntnis bringend, in dem ich festgestellt habe, wie wichtig diese Aspekte sind. Sie waren für uns in der Er­wachsenenbildung wichtig, um so belangreicher mussten sie für Schüler sein!

So richtig in die Materie kam ich aber durch die Aufgabe, im Fach Informationstechni­sche Bildung eine Unterrichtseinheit zu halten. Das Thema hieß: "E-Learning und Lernplattformen – modernes Lernen im Internetzeitalter! Was ist möglich? Was ist nö­tig? Sinnvoll oder sinnlos? Erläutern Sie und nehmen Sie Stellung!" Ich merkte bald, dass dieses Themengebiet unermesslich groß war, immense Möglichkeiten der Ausar­beitung barg und wusste überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte. Die Möglichkeiten der Realisierung der Aufgabenstellung rüttelte an mir, immer öfter begab ich mich ins Nirwana des Web 2.0 und fand immer mehr Material. Aus der Genervtheit wurde Fas­zination. So wurde E-Learning ein Teil meines Portfolios und diese Seiten führen durch Links auf einige der Webseiten, die ich bei meiner Recherche gefunden habe. Sie ent­halten aber auch Material, das ich selbst oder Bekannte und Freunde entwickelt haben. Im Laufe der Zeit lernte ich: Die Möglichkeiten E-Learning einzusetzen sind äußerst viel­fältig. Die Möglichkeiten jedoch, E-Learning in allen Fächern tatsächlich auch sinnvoll einzu­setzen, begrenzt. Das Fach Wirtschaft, dachte ich, sei prädestiniert für E-Learning, da man davon ausgehen kann, dass im Unterricht zumindest für jeden Schüler ein Com­puter zur Verfügung steht. Merkwürdig ist allerdings, dass es noch nicht wirklich viele gute E-Learning-Materialien für Wirtschaft gibt (bzw. ich habe sie nicht gefunden?), die tatsächlich im Unterricht eingesetzt werden könnten.

1.  Tutorials

Eine hervorragende Möglichkeit, E-Learning im Unterricht zu nutzen, sind für mich Tu­torials. Jedoch würde ich die Tutorials nicht zur Erabeitung des Lernhinhalts verwen­den, sondern eher zur Sicherung und Wiederholung. Eine Unterrichtseinheit könnte sich damit wie folgt gestalten:

  1. Anfangsphase mit Wiederholungen oder was auch immer ansteht, Hinführung, Bewusstmachung, Themenfindung.
  2. Die Mittelphase könnte im ersten Lernschritt mit einer Darbietung oder auch Erar­beitung starten. Danach folgt die Sicherung bzw. Auswertung und Siche­rung. Erst im Anschluss, d. h. in der Anwendung käme das Tutorial als Medium zum Einsatz. Hier wäre es eine Art "Nachschlagwerk", das meiner Ansicht nach viel besser als das Buch ist, da es durch die audio-visuelle Komponente viel an­schaulicher sein kann als ein Buch oder Skript. Ein tolles Beispiel sind die Tuto­rials zum Thema Tabellen, oder auch das Tutorial zu Impress.
  3. Schlussphase wie gewollt.

Mit einem Tutorial kann eine Funktion, über die sich der Schüler nicht mehr ganz si­cher ist, wunderbar noch einmal praktisch nachvollzogen werden, so dass der Schüler durch Nachahmung lernen kann.

Tutorials können sehr gut auch in Wiederholungsstunden eingesetzt werden. Ein ganz besonders geeignetes Einsatzgebiet sehe ich auch bei den Formatierungen in Word, Excel oder Powerpoint (bzw. Pendents in OpenOffice), da die Formatierungsfunktionen doch sehr oft im Unterricht wiederholt werden müssen. Statt also zum zigten Mal zu erklären, kann die Lehrkraft die Schüler darüber informieren, wo sie ein Tutorial zum Thema finden können. Die Handhabung der Tutorials sollte aber meiner Meinung nach wieder mit den Schülern geübt sein (Blended Learning!).

Schließlich können die Schüler sich das Tutorial auch zu Hause noch einmal ansehen, wenn sie bestimmte Inhalte vertiefen möchten oder die Detailkenntnisse zum Schreiben einer Bewerbung brauchen.

2. E-Learning konkret: Sequenzthema Bewerbung

Das Thema "Bewerbung" bietet eine Unmenge an Möglichkeiten, Textverarbeitung und viele andere Programme zu vertiefen, zu üben, aber auch neue Funktionen zu erler­nen. Ich verspreche mir davon einen sehr hohen Lebensweltbezug für die Schüler und habe auch schon in der Praxis erlebt, dass dieses Thema fast nie langweilig wird. Ich wählte es als Beispiel, denn ich fand eine ganze Menge Material, wie man die Thema­tik durch E‑Learning veranschaulichen kann. Als wesentliche Elemente möchte ich die Berufswahl und das Bewerungstraining herausgreifen und ausführen, wie man diese Themen mit E‑Learning hervorragend umsetzen könnte - und ich behaupte: Mit E-Learning lassen sich die Themen wesentlich besser umsetzen als ohne die Methode.

Berufswahl mit E-Learning

E-Learning kann bei der Berufswahl unterstützen. Auf engwi4u habe ich einige Links, die man im Unterricht einsetzen kann, die aber die Schüler auch alleine zu Hause nutzen können. Auf "beroobi" (siehe Link oben) werden Berufe beschrieben, Tagesabläufe dokumentiert u. v. m.. Man könnte bestimmte Berufsbilder in Gruppen erar­beiten lassen, in dem man die Schüler über die Berufe recherchieren und eine Art Steckbrief anfertigen lässt. Das könnte in Word geschehen (z. B. zur Wiederholung der Tabellenfunktion) aber auch in Form einer Präsentation in PowerPoint. Wichtig ist, dass die Schüler gemeinsam mit der Lehrkraft lernen, das Tool beroobi zu erforschen.

Bewerbungstraining mit E-Learning

Eigentlich müsste ich hier schreiben: Bewerbungstraining mit Mixopolis, den diese Seite, ein Projekt von Schulen ans Netz, wie beroobi, begleitet den Schüler Stück für Stück auf diesem wichtigen Weg. Das Arbeitsamt bietet auf https://lernboerse.arbeitsagentur.de/aktiv/ zwar auch eine Unmenge an Informatio­nen, jedoch sind die Seiten wenig schülergemäß aufgebaut und daher meiner Meinung nach nicht attraktiv für Schüler. Man könnte jedoch bestimmte Inhalte herausgreifen – wenn man sie gefunden hat: Denn auch die Benutzeroberfläche der Arbeitsagenturseiten ist nicht besonders intuitiv.

Mixopolis beginnt mit einem Spiel, "Mixopoly" was ich sehr attraktiv für Schüler finde. Anschließend geht es um das Vorstellungsgespräch. Diese Reihenfolge finde ich ein wenig unpassend, denn zuerst müsste meiner Meinung nach erst mal das Schreiben des Lebens­laufs bzw. zuallererst die Frage "welcher Job passt zu mir" kom­men! Abgesehen von der Reihen­folge der Module sind die Inhalt jedoch hervorragend. Und können im Unterricht nach Anforderung eines Passworts genutzt werden. Behandelt wird die Kleidungsfrage beim Vorstellungsgespräch, die Auswahl des Passbilds, die Stel­lensuche an sich (wo, wie), wel­che Teile das Anschreiben ent­hält, wie man sich eventuell telefonisch bewirbt, etc. Alle Teile sind in Module (siehe Bild) aufgebaut, die man Stück für Stück "abarbeitet". Zur Integration in den Unter­richt könnte ich mir Mixopolis hervorragend als Ergänzung vorstellen, eventuell auch nach­dem man über die verschiedenen Themen im Unterricht gesprochen hat. Vorstell­bar ist auch eine Art Bewerbungsführerschein, den man erhält, wenn man bestimmte Teile des Programms bearbeitet hat und selbst durch Verfassen eigener Beiträge zeigt, dass man die Inhalte verstanden hat. Möglichkeiten gibt es viele! In jedem Falle kann E-Learning bei der Bewerbung den traditionellen Unterricht hervorragend ergänzen bzw. ist im Falle der Online-Bewerbung sogar ein Muss geworden. In einem Sequenzplan, den ich zum Thema Bewerbung geschrieben habe, hatte ich Mixopolis nur für den Be­ginn der Sequenz geplant. Heute würde ich Mixopolis in fast jedem Unterpunkt als Ergänzung oder Einstieg einplanen, da die einzelnen Schritte dort hervorragend veranschaulicht werden. Schließlich könnten die Schüler Mixopolis auch zuhause noch einmal aufrufen und dort bestimmte Inhalte vertiefen.