Wir schreiben das Jahr 2017. Der hier unten und auf den untergeordneten Seiten wiedergegebene Inhalt ist meine Zulassungsarbeit, die ich im Jahr 2010 schrieb. Tatsächlich hat sich einiges in die Richtung meiner Vision verändert. Tatsächlich sind wir aber auch heute an den allermeisten staatlichen Schulen weit von meiner Vision entfernt, da weder die technische Ausrüstung der Schulen noch die Ausbildung der Lehrkräfte noch im Zeitalter der Digitalisierung angekommen sind. Neue Methoden wie "Flipped Classroom", Tablets in den Klassenzimmern, der Gebrauch der Smartphones usw. bleiben an vielen Schulen noch Neuland. Noch.
Ich bin gespannt, was die Zukunft uns bringt.
Doch hier meine Zulassungsarbeit:
Um E-Learning-Module möglichst wenig zeitaufwendig in den Unterricht zu integrieren, braucht es ein technisches Szenario, denn die Materialien müssen irgendwo für alle zugänglich abgelegt werden. Welche Art der Technik letztendlich gewählt wird, hängt im Wesentlichen davon ab, inwieweit ich E-Learning im Unterricht nutzen will, wie oft E‑Learning angewendet wird. Zur Einbindung von E-Learning in den Unterricht gibt aus meiner Sicht drei Möglichkeiten:
Als ich E-Learning das erste Mal im Unterricht erlebte, war dies im Rahmen meiner Schulpraxis (Erstes Jahr) im KtB-Unterricht einer siebten Klasse Hauptschule, M-Zug. Die Lehrkraft hatte mit Hot Potatoes einige Übungen (Zuordnungsübungen und Multiple Choice), diese mit dem Masher (Tool, um verschiedene HotPots-Übungen zu einem Modul zu verbinden) zu einer großen Wiederholungsübung (Grundstellung, E und I, EVA-Prinzip) zusammen gebaut. Die Schüler luden sich die Datei vom Ressourcen-Laufwerk der Schule. Hierfür wurde der Link auf die Tafel geschrieben, damit die Schüler wussten, welche Datei sie zu öffnen hatten. Schüler, die vorher schon einmal mit dem Datei-Explorer gearbeitet hatten, fanden die Datei sehr schnell. Die Lehrkraft nutzte hier das Ressourcen-Laufwerk der Schule als "Datenbank".
Die Datenbankvariante braucht tatsächlich nicht mehr als einen Speicherort für Dateien. Leider ist das Ressourcen-Laufwerk in den meisten Schulnetzwerken auf eine relativ geringe Speicherkapazität begrenzt und setzt deshalb von vornherein Grenzen der Praktikabilität: Wenn mehr als eine Datei im Unterricht verwendet wird, müsste ich als Lehrkraft immer wieder auf die Verwendung der richtigen Datei hinweisen, was einen beträchtlichen organisatorischen bzw. Schreibaufwand an der Tafel darstellt und Unruhe generiert.
In der "E-Learning-Datenbankvariante" werden die Lerninhalte tatsächlich also "nur" bereitgestellt, so dass sie jederzeit von jedem herunter geladen werden können. Kommunikationsmöglichkeiten über Foren oder Chat, wie sie von einer Lernplattform angeboten werden, werden gar nicht genutzt. Für diese Art von Informationsbereitstellung reicht auch eine ganz einfache, statische Webseite, um die Inhalte tatsächlich auch orts- und zeitunabhängig zugänglich zu machen. Die Inhalte dieser Art von E‑Learning wären zum Beispiel: Dateien zum Download, Links, Organisatorisches. Die Aufgabe eines Lehrers beschränkt sich hier in erster Linie auf das Verfassen und Bereitstellen von Übungen und Materialien und die Administration der Datenbank. Auch wenn die "Datenbankvariante" im ersten Moment nicht sehr attraktiv erscheint, kann sie – sinnvoll in den Unterricht integriert – viele Vorteile im Unterricht bringen: Alle Materialien sind auch längerfristig zugänglich als zusätzliche Übungsmöglichkeit und für Schüler, die krank waren. Zusätzliche Materialien schaffen Differenzierungsmöglichkeiten. Audiovisuelle Beiträge helfen, Inhalte zu veranschaulichen.
Hier besteht das gleiche Szenario wie bei der Nutzung von E-Learning-Inhalten, die wie in einer Datenbank gespeichert sind,;hinzu kommt jedoch noch die Interaktion in Form von Blogs, Foren, Chat o. ä. Ein ideales Tool, um dieser Variante den technischen Aufbau zu geben, wäre Moodle oder eine ähnliche Lernplattform. Ein Lehrer sollte hier beratend oder moderierend tätig werden. Möglich wäre eine Art "Chat-Sprechstunde" oder auch eine Zeit, die während des Unterrichts bzw. im Anschluss an den Unterricht für Fragen zur Verfügung steht. Ansonsten bestehen die gleichen Lehreraufgaben wie beim Datenbankszenario.
Diese Art der Nutzung erscheint mir als die am ehesten geeignete für "Blended Learning" an einer Haupt- oder Realschule, sofern die Möglichkeit zur Nutzung einer Lernplattform gegeben ist. Die gespeicherten Materialien können hervorragend in den Unterricht integriert werden. Natürlich ist diese Unterrichtsmethode aufwändiger als herkömmlicher Unterricht und erfordert zusätzliches Engagement von der Lehrkraft.
Bevor diese Unterrichtsmethode jedoch wirklich angewendet werden kann, ist Lehrkraft hier in hohem Maße gefordert, dem ganzen einen technischen Rahmen zu geben und die Schüler zu dieser Unterrichtsmethode anzuleiten. Bevor diese Art von Wissenskonstruktion wirklich mit den Schülern funktionieren kann, muss die Lehrkraft gut instruieren, muss das Arbeiten mit der Methode geübt werden. Ganz wichtig finde ich persönlich, dass die von den Schülern erarbeiteten Ergebnisse gemeinsam im Klassenverband oder zumindest mit der Lehrkraft ausgewertet bzw. gesichert werden. Unterbleibt die Auswertung und Sicherung, kann selbst bei Studierenden hohe Verunsicherung auftreten, da man als Schüler nicht sicher sein kann, welche der Ergebnisse falsch oder richtig, wichtig oder unwichtig sind.
Als ich im vergangenen Studienjahr meine o. g. ITB-Stunde vorbereitete, konnte ich Moodle als Plattform nutzen, und habe dort eine Seite zum E-Learning vorbereitet, um dort all meine Materialien abzulegen. Damals war ich noch nicht soweit, die Interaktivität mit in den Unterricht einzubauen, doch habe ich das Tool als unkompliziert und relativ selbsterklärend kennen gelernt und könnte mir daher Moodle sehr gut zur Realisierung der Datenbankvariante mit Interaktion vorstellen.
Diese Art der Nutzung von E-Learning stellt die höchsten Ansprüche an Schüler und Lehrkräfte. Sie eignet sie sich meiner Ansicht nach nicht für den Regelbetrieb an einer Hauptschule, jedoch eventuell für ein Projekt. Hier werden die Schüler herausgefordert, selbst in hohem Maße eigenständig/selbsttätig in verschiedenen Sozialformen (Einzel-, Partner- und Gruppearbeit sind möglich) aktiv zu werden und Wissen zu erarbeiten. Diese Art von Unterricht ist die erarbeitende (Impuls setzende oder aufgebende) Unterrichtsform im Internet mit all ihren Anforderungen, Vor- und Nachteilen. Hier wird Wissen konstruiert, problemorientiert gearbeitet. Der Lehrer ist hier als Initiator, Moderator und Motivator, Coach, etc. gefordert. Ganz wichtig ist meiner Meinung auch hier das Praktizieren von Blended Learning, d. h. die Integration von E‑Learning in den Regelunterricht, um die Schüler immer wieder zusammen zu bringen, um die Lernergebnisse auszuwerten und zu diskutieren, um Erarbeitetes sichern und besonders auch um persönliches Feedback zu geben. Wie oben bei der letzten Variante ist es auch hier elementar, dass ein ausreichendes Maß von Instruktion vorausgegangen ist, bevor die Schüler selbsttätig werden. Ebenfalls muss natürlich die Stabilität der Lernumgebung gewährleistet sein. Sind die letztgenannten Voraussetzungen nicht gegeben ist meiner Ansicht nach kein Sinnvolles Arbeiten in der Schule möglich, wird keine Wissenskonstruktion erfolgen, sondern nur Frust erzeugt.
Diese Art zu lernen erfuhr ich selbst im letzten Studienjahr, als unser Seminar sich die Geheimnisse der Bildbearbeitung selbsttätig und angeleitet über Moodle erschließen sollte. Hierfür hatten wir Studierende Fotoaufnahmen gemacht, die Lehrkraft hatte Material auf Moodle bereit gestellt, und uns nur sehr kurz im Frontalunterricht instruiert. Nun sollten wir die Bilder bearbeiten. Nachdem sich noch nicht allzu viele von uns mit Bildbearbeitung auskannten, stießen wir schnell an unsere Grenzen. Leider erschwerten Netzwerkprobleme die Arbeit und der Lehrkraft war es aufgrund von Serverausfällen oft nicht möglich, uns Studierende bei der Arbeit zu unterstützen. Das war eines meiner ersten Negativerlebnisse mit E-Learning auf einer Lernplattform. Sehr erleichtert war ich dann, als wir gemeinsam im Seminar die Bildbearbeitung anhand konkreter Beispiele nochmals erarbeiteten. Man bedenke: Wir alle keine Schüler mehr, sondern Studierende und somit konnte man von uns wesentlich mehr erwarten, doch hier waren zwei sehr wichtige Faktoren zusammen gekommen, die einen Lernerfolg erheblich erschwerten:
Aus dieser Situation habe ich gelernt, dass Blended Learning ein sehr wichtiges Element im computergestützten Lernprozess ist: Die anfängliche Instruktion ist elementar für guten Lernerfolg – nicht nur im E-Learning. Die Schüler können erst selbsttätig Wissen konstruierend werden, wenn sie sich in der Lernumgebung sicher und wohl fühlen und wissen, was von ihnen erwartet wird, bzw. im E-Learning: wie sie was bedienen müssen. Technische Stabilität ist die zweite Grundvoraussetzung der funktionierenden Lernumgebung. – Diese war leider während unseres ersten Studienjahres öfters nicht vorhanden und sorgte für so manches Frusterlebnis!
Meine favorisierte Variante zur Implementierung von E-Learning im Unterricht bzw. Blended Learning wäre eine Lernplattform wie Moodle gewesen. Leider braucht es zur Realisierung aber einen eigenen Server und mehr Kenntnisse bzw. Zeit zur Implementierung bzw. Administration als ich sie momentan und vermutlich auch die nächsten zwei bis vier Jahre haben werde. Was ich an Moodle bzw. anderen Lernplattformen sehr gut finde, ist die Möglichkeit der Interaktion bzw. Kommunikation. Man hat die Möglichkeit, Schüler erledigte Übungen bzw. Aufgaben direkt wieder einstellen zu lassen. Super finde ich auch die Kontrollmöglichkeiten, denn die Lehrkraft kann über ein Fenster abfragen, wer wann auf der Seite gewesen ist und welche Aufgaben erledigt wurden.
Nachdem mir keine Lernplattform zur Verfügung steht, habe ich mich zur Realisierung von E-Learning bzw. Blended Learning für eine Webseite bei Jimdo entschieden. Jimdo bietet sich auch für wenig technikversierte Personen an, denn die Benutzeroberfläche zur Erstellung der Seiten ist relativ einfach zu handhaben. Jimdo begegnet mir zum ersten Mal, als mir eine ehemalige Stif II-Studentin ihre Webseite Aloha:) zeigte, die Jimdo als Datenbankvariante für ihre Schüler gebraucht. Ein Mitstudent schließlich wies uns in einer Praxisstunde für Informationstechnische Bildung in die Geheimnisse von Jimdo ein. Er war so begeistert von der Sache, dass er das gesamte Seminar mit seiner Begeisterung motivierte. (Ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, dass Lehrkräfte von der "Sache" begeistert sind! – Danke Suayp Ciy!) Schon damals war ich also Feuer und Flamme, lernte die Grundlagen in nur einer Stunde, und freue mich jetzt, dass man auch mit nur minimalen HTML-Programmierkenntnissen schnell eigene Inhalte ins Web stellen kann!
Die Anfänge mit meiner Seite gestalteten sich aber dann doch technisch anspruchsvoller als ich die Seite für den Unterricht testen wollte. Ausgewählt für den Test hat ich mir eine Englisch-Stunde, in dessen Verlauf die Schüler auch mit Hot Potatoes erstellte Übungen ausführen sollten. Leider ließen sich diese Dateien nicht auf die Webseite hochladen (bzw. die Dateien wurden während des Hochladens zu .gpx-Daten konvertiert, die dann nicht mehr als HotPots zu gebrauchen sind), obwohl die Dateien mit Erweiterung .htm offiziell für die Verwendung zugelassen sind. Nach langem Problemsuchen mit dem inoffiziellen und später offiziellen Support von Jimdo fand ich heraus, dass mit Hot Potatoes im Format .htm gespeicherte Dateien für Jimdo-Seiten ungeeignet sind. Diese Erkenntnis brachte ein ganzes Stück Ernüchterung, denn eine Webseite, von der aus wichtige Übungsdateien nicht direkt gestartet werden können, ist unpraktisch und macht sie dafür für Schüler (und natürlich alle anderen Benutzer) unattraktiv! – Mein Problem war, dass die HotPots weiterhin .htm bzw .html-Dateien bleiben mussten, damit sie als HotPots direkt von engwi4u aus gestartet werden konnten. Das Programm Hot Potatoes aber legte irgendetwas in den Code, dass eine Konvertierung in ein unbrauchbares Format zur Folge hatte. Dank MPL im ersten Studienjahr kam mir die Idee, es mit SeaMonkey, einem HTML-Editor zu versuchen. Und es klappte: Ich lud die Dateien in den html-Editor und speicherte. Das Ergebnis war eine lupenreine .html-Datei, die weiterhin alle Funktionen der HotPots-Übung hatte, und problemlos auf meine Jimdo-Seite geladen werden konnte. Leider kam ich erst nach meiner Englischstunde auf diese Lösung, doch in Zukunft wird sie mir sicher gute Dienste leisten. Aktuell stellt sich allerdings die Problematik, dass ich noch nicht herausgefunden habe, wie ich die Bilder der HotPots zusammen mit der .html-Datei hochladen kann. Solange gibt es wohl nur HotPots ohne Bilder und ohne Sound ...
Jimdo hat den Vorteil, dass es als Basisvariante kostenlos ist. Der Upgrade, der es ermöglicht, Dateien mit mehr als fünf MB Volumen hoch zu laden kostet monatlich fünf Euro. Als Eigentümer der Seite kann man zwischen zahlreichen Layoutmöglichkeiten wählen. Eine Sicherung der Inhalte erfolgt beim Bearbeiten direkt. Viele Vorteile also. Direkte Interaktion ist mit Jimdo nicht möglich, jedoch kann ein Blog eingerichtet werden, was ich in nicht allzu ferner Zukunft auch tun werde, damit Schüler direkt Kommentare posten können. - Die Nutzung von E‑Learning auf einer Lernplattform würde ich allerdings doch auch gerne einmal testen. Das bleibt ein Plan für die Zukunft.